ERC Synergy Grant für Thomas Pichler

05.11.2020

Der Physiker Thomas Pichler und sein internationales Team erhalten einen mit rund 14 Millionen Euro dotierten ERC Synergy Grant, um an der Universität Wien ein neues Elektronen-Nanospektrometer aufzubauen, das als neue Schlüsseltechnologie zur Materialanalyse Mikroskopie mit Spektroskopie verbindet.

MORE-TEM - ein revolutionäres Forschungsinstrument für Materialwissenschaft und Technik
Nanomaterialien sind das Herzstück von Innovationen in Grundlagenwissenschaft und Technologie, zum Beispiel um Energielösungen im Rahmen des europäischen Grünen Deals zu finden. Für ihre Anwendung ist es nötig, die atomare Struktur der Nanomaterialien zu sehen und gleichzeitig ihre lokalen Eigenschaften zu bestimmen. Bis jetzt konnte dies jedoch keine bestehende Technologie erfüllen.

Der neu bewilligte ERC Synergy Grant MORE-TEM unter der Leitung von Thomas Pichler an der Universität Wien wird dies nun ermöglichen. Dazu wird unter Beteiligung von internationalen Partnern ein grundlegend neues und weltweit einzigartiges Elektronen-Nanospektrometer in Wien realisiert. Dieses kann man sich als viel kleinere, billigere, auf eine "Tisch"-Version geschrumpfte Großforschungseinrichtung vorstellen. Dies stellt einen Durchbruch für die Probenanalyse dar, der die Vorteile der Elektronenmikroskopie mit hochauflösender Spektroskopie in einem einzigartigen Nanospektrometer verbindet.

"Es freut mich außerordentlich, dass es mit der großartigen Unterstützung durch den ERC und der Universität Wien nun erstmals möglich sein wird, dieses revolutionäre neue Forschungsinstrument mit den Möglichkeiten einer Großforschungseinrichtung in Österreich aufzubauen. Ich bin überzeugt, dass dies ein weltweit einzigartiges Leuchtturmprojekt ist, das Österreich über Jahre hin als weltweit führenden Standort in der Analyse moderner Materialien für Wissenschaft und Technologie etablieren wird", erklärt Thomas Pichler.

Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Grundlagenstudien zur Entstehung von Quantenphasenübergängen wie beispielsweise Supraleitung, über das Konstruieren von Nanomaterie mit atomistischer Kontrolle, der nanometer-aufgelösten Leistung von nanoskaligen Bauelementen in-situ und in operando, bis hin zu direkten technologischen Anwendungen wie zum Beispiel der Verbesserung von Batterieelektroden der weit verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien. Neu entwickelte Messmethoden werden auch die direkte Strukturbestimmung einzelner Biomoleküle in flüssigem Zustand ermöglichen, was einen Durchbruch in biomedizinischen Studien erwarten lässt.

MORE-TEM vereint dazu komplementäre Fachkenntnisse von weltweit führenden Forschern und Unternehmen: Koordinator Thomas Pichler von der Universität Wien ist namhafter Experte für Elektronenspektroskopie und optische Spektroskopie. Der renommierte Wissenschafter Kazu Suenaga aus Japan ist Fachmann in Elektronenmikroskopie. Francesco Mauri von der Universität La Sapienza in Rom trägt mit seiner Kompetenz in theoretischer ab-initio-Spektroskopie zum Projekt bei, und Max Haider von der CEOS GmbH in Heidelberg, durch die Wolf- und Kavli-Preise ausgezeichneter Pionier in der Aberrationskorrektur, mit seiner unübertroffenen Expertise in Elektronenoptik.

MORE-TEM stellt ein echtes Novum in der Analyse und Optimierung von Materialien und Komponenten der Nanotechnologie dar. Die grundlegend neue und weltweit einzigartige Infrastruktur wird damit innovativer Impulsgeber und Wegbereiter für die Anwendung von Nanotechnologie in der Physik, Materialwissenschaft, (Bio)Chemie und Technik auf einer gänzlich neuen Ebene sein.

Über Thomas Pichler
Thomas Pichler kehrte im Jänner 2008 an seine Alma Mater als Professor für Quanten- und Festkörper zurück, wo er 1993 promoviert und sich 2003 habilitiert hatte. 1995 ging er mit einem Marie Curie Fellowship ans IFW-Dresden, wo er bis 2008 als Forschungsgruppenleiter blieb. Er ist heute Doktoratsstudienprogrammleiter in Physik und Leiter der Arbeitsgruppe Elektronische Materialeigenschaften.

Weitere Informationen zu den ERC-Preisträger*innen der Universität Wien: https://www.univie.ac.at/forschung/forschung-im-ueberblick/erc-grants   

Weitere Informationen:
http://erc.europa.eu/

© Thomas Pichler