Higher-Spin-Gravitation

02.10.2019

Elektromagnetismus, Kernkräfte, Gravitation: Könnte es auch ganz andere Arten von Wechselwirkungen geben? Verallgemeinerte “Higher-spin”-Wechselwirkungen sind für die Quantengravitation interessant und, wie sich jetzt gezeigt hat, durch ihre Symmetrie weitgehend festgelegt.

Alle bekannten Wechselwirkungen lassen sich auf vier Grundkräfte zurückführen. Zum einen werden Elektromagnetismus sowie die starke und schwache Kernkraft durch Eichtheorien beschrieben, in denen die Wechselwirkungen durch ein Spin-1-Boson als Austauschteilchen vermittelt werden: Im Falle der elektromagnetischen Kraft ist dies das Photon. Zum anderen lässt sich die Gravitation als Verallgemeinerung davon auffassen mit einem Spin-2-Austauschteilchen, dem Graviton. Könnte es theoretisch weitere Verallgemeinerungen mit Austauschteilchen höheren Spins geben? Dies ist nicht abschließend geklärt, auch wenn man schon weiß, dass solche “Higher-Spin”-Theorien recht exotische Eigenschaften haben müssten.

Dennoch sind sie von großem theoretischen Interesse. Die quantenmechanische Beschreibung der Einsteinschen Gravitation ist ein noch immer ungelöstes Problem - Erweiterungen und Verallgemeinerungen haben womöglich bessere Quanteneigenschaften. Die “Higher-Spin”-Erweiterung stellt - neben Supergravitation und Stringtheorie - eine solche Möglichkeit dar.

Stefan Fredenhagen und Olaf Krüger von der Universität Wien haben in Zusammenarbeit mit Karapet Mkrtchyan vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam derartige Theorien in einer einfacheren zweidimensionalen Welt untersucht. Dort hat sich gezeigt, dass die hohe Eichsymmetrie eine “Higher-Spin”-Theorie stark einschränkt: In einer Störungsentwicklung der Wirkung sind sämtliche Wechselwirkungen allein durch den kubischen Term festgelegt.

Die Ergebnisse könnten helfen, die Wirkung einer mit Materie wechselwirkenden “Higher-Spin”-Theorie zu bestimmen - eine Grundvoraussetzung, wenn man Quantenaspekte dieser Theorien verstehen möchte.

Physical Review Letters (Vol. 123, 131601)

© Stefan Fredenhagen