emer. o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Vonach (1931-2019)

17.05.2019

Die Fakultät trauert um Herrn emer. o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Vonach, der am 12. Mai 2019 im 88. Lebensjahr verstorben ist.

Die Fakultät trauert um Herrn O. Univ.-Prof. em. Dr. rer. nat. Herbert Vonach, der am 12. Mai 2019 im 88 ten Lebensjahr verstorben ist. Er hinterläßt seine Frau Waltraut (geb. Patzak), drei Söhne, zwei Schwiegertöchter und 4 Enkelkinder.

Herbert Vonach wurde am 14. September 1931 in Zwickau/Böhmen geboren und hat dort bis zum Ende des 2. Weltkriegs seine Kind- und Schulzeit verbracht. Im April 1946 siedelte die Familie nach Amberg in Bayern um, wo Vonach 1950 die Oberrealschule mit der Matura abschloss.

Von 1950 bis 1955 studierte Vonach Technische Physik an der Technischen Hochschule München (heute als Technische Universität München bekannt). Ende 1955 schloss er sein Physikstudium mit der Hauptdiplomprüfung ab. Von November 1955 bis September 1962 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Radiumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. In diese Zeit fiel auch der Aufbau des ersten Neutronengenerators für 14-MeV Neutronen am Radiuminstitut. Seine Dissertation zur Neutronenstreuung an Kristallen, die er unter der Betreuung von Prof. Heinz Maier-Leibnitz an der der TH München durchführte, wurde an diesem Beschleuniger begonnen und im Jahr 1959 am neuen Forschungsreaktor München fertiggestellt. Am 19. März 1961 wurde Vonach an der TH München zum Dr. rer. nat. promoviert.

1962 bis 1964 verbrachte Vonach einen Forschungsaufenthalt am Argonne National Laboratory in den USA. Als Prof. Maier-Leibnitz 1966 die Leitung des neuen Hochflussreaktors am Institut Laue-Langevin in Grenoble übernahm, wurde Vonach zum kommissarischen Leiter der Professur von Maier-Leibnitz und des Physik Departments E14 an der TH München bestellt. Diese Tätigkeit übte er bis 1974 aus, da er dann als O. Univ.-Prof. an das Institut für Radiumforschung und Kernphysik der Universität Wien berufen wurde. In seine Münchner Zeit fiel der Aufbau des neuen 10-MV Tandembeschleunigers in Garching bei München, der gemeinsam von der Technischen Hochschule und der Ludwig-Maximilians-Universität betrieben wurde. Vonach hat sich hier unter anderem für den Aufbau des Q3D Spektrographen eingesetzt, mit dem Kernreaktionen mit höchster Auflösung untersucht werden konnten. Dieses Gerät wird bis zum heutigen Tag am Münchner Tandembeschleuniger verwendet. Als Institutsleiter bewies er sein umfassendes Verständnis auch für Fragen außerhalb seines eigenen Gebietes, denn unter seiner Leitung wurden nicht nur kernphysikalische sondern auch festkörperphysikalische Forschungen sehr erfolgreich durchgeführt.

1974 wurde Prof. Vonach auch der Nachfolger von Prof. Berta Karlik als Direktor des Instituts für Radiumforschung. Hier entfaltete er eine rege Forschungstätigkeit zur Untersuchung von Kernreaktionen mit 14-MeV Neutronen, die ein neuer D-T Neutronengenerator im aufgestockten Dachgeschoß des Radiuminstituts lieferte. Neben experimentellen Arbeiten hatte Prof. Vonach immer ein tiefes Interesse an einem theoretischen Verständnis der beobachteten Daten. Insbesondere hat ihn die sogenannte Niveaudichte von angeregten Kernzuständen beschäftigt, die zur modellmäßigen Beschreibung von Kernreaktionen wichtig ist. Seine intensive experimentelle und theoretische Tätigkeit auf diesem Gebiet hat zu seiner internationalen Anerkennung als ein Experte für die Evaluation von Neutronen-induzierten Kernreaktionen geführt. Diese Tätigkeit, die eine besondere Bedeutung für die Nuclear Data Section der International Atomic Energy Agency (IAEA) in Wien hat, führte er auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1991 viele Jahre weiter. Auch heute noch arbeiten gelegentlich frühere Studenten und/oder Mitarbeiter von Prof. Vonach an diesem Projekt der IAEA weiter.

Prof. Vonach war ein Wissenschaftler mit einer – geradezu kompromisslosen – Denkschärfe, die ihm erlaubte, schwierige Zusammenhänge erfolgreich zu durchleuchten. Alle, die ihn etwas näher kannten, wussten von seiner tiefen menschlichen Wärme, die ihn als besonderen Menschen auszeichnete. Wir werden ihn sehr vermissen.

 

Wien, am 18.05.2019

Peter Hille, Walter Kutschera, Gero Vogl